Es ist ein Thema, mit dem man sich als Autofahrer nur sehr selten beschäftigt: Die Bremsanlage. Unstrittig ist: Die Bremsanlage eines Pkw muss funktionieren! Nicht nur alle zwei Jahre für die Hauptuntersuchung, sondern bei jeder Fahrt und auch im Stillstand. Wir erklären, wann man die Bremsbeläge und die Scheibenbremse wechseln muss, warum es eine Renaissance der Trommelbremse geben könnte, warum die Bremsen manchmal quietschen und warum man niemals fehlende Bremsflüssigkeit einfach nur nachfüllen darf.
Die Bremsen dienen bei einem Auto zum Verzögern beim Fahren, zum Abbremsen bis zum Stillstand und für die Sicherung gegen das Wegrollen. Beim Bremsvorgang in einer klassischen Bremsanlage wird Bewegungsenergie in Wärme umgewandelt. Autos müssen zwei voneinander unabhängig arbeitende Bremsanlagen haben bzw. es müssen die Betätigungseinrichtungen auch dann wirken können, wenn ein Bremskreis ausfällt. In der Regel haben alle modernen Fahrzeuge Bremsscheiben an der Vorderachse und inzwischen oft auch an der Hinterachse. Bei kleineren Fahrzeugen, Nutzfahrzeugen, Pick-Ups und Elektrofahrzeugen kommen hinten Trommelbremsen zum Einsatz. Dies liegt vor allem daran, dass diese wartungsarm sind, der Verschleiß ist recht gering.
Durch die Kraft, mit der das Bremspedal auf den Kolben im Hauptbremszylinder drückt, wird ein Druck im Bremssystem erzeugt. Dieser Druck erzeugt die Spannkräfte / Anpresskräfte im Bremskolben. Daraufhin werden die Bremsbeläge auf die Bremsscheiben gepresst. In der Trommelbremse, werden die Bremsbacken mit ihren Belägen gegen die Trommel gedrückt. Dadurch wird das jeweilige Rad abgebremst.
Die Trommelbremse ist fest auf der Radnabe verbaut. Auf dem Bremsträger sind die Bremsbacken und die Komponenten zur Erzeugung der Spannungskraft aufgebracht. Beim Bremsvorgang werden die Backen gegen die Bremstrommel gedrückt. Wird das Bremspedal losgelassen oder der Bremsdruck minimiert, dann sorgen sogenannte Rückholfedern dafür, dass die Bremskraft nachlässt. Auch die Feststellbremse wirkt sich in der Regel auf die hintere Achse aus. Sind dort Trommelbremsen verbaut, wird beim Anziehen der Handbremse ebenfalls die Bremskraft übertragen. Die Bremstrommeln verfügen über eine hohe Verschleißfestigkeit und über eine gute Wärmeleitung. Aber Trommelbremsen sind leider recht schwer. Aus diesem Grund werden Trommelbremsen an der Hinterachse eingesetzt, da man an der Vorderachse vor allem das Gewicht reduzieren möchte.
Bremstrommeln müssen bei der Kontrolle auf Riefen, Rundheit und Schlag untersucht werden. Mit Riefen versehene oder unrund laufende Trommeln können bis zu einem maximalen Ausdrehmaß abgedreht werden. Ist dieses nicht mehr möglich, muss die Bremstrommel ersetzt werden. Über eine Nachstellvorrichtung kann der Fachmann die Feststellbremse einstellen.
Bremsklötze können z.B. aus Glas- und Carbonfasern, Füllstoffen und Harz bestehen. Dann werden diese mit „Organic“ gekennzeichnet. Mischen sich zu den organischen Stoffen noch 10-30 % Metall spricht man von „Low-Metallic“, bei „Semi Metallic“ sind es 30 bis 65 % Metall, Füllstoffe, Grafit und Bindemittel, während man bei „Ceramic“ Bremsbelägen vor allem Keramikfasern, Bindemittel und Füllstoffe verwendet.
Bremsscheiben bestehen aus Gusseisen, Stahlguss oder Temperguss. Bei sportlichen Fahrzeugen wird auch kohlefaserverstärkter oder Keramik-Carbon-Verbundwerkstoff eingesetzt.
Moderne Pkw zeigen verschlissene Bremsbeläge an. Hierfür gibt es eine Verschleißanzeige. Wird beim Blick unter die Motorhaube festgestellt, dass Bremsflüssigkeit im Ausgleichsbehälter fehlt, bzw. der Füllstand gesunken ist, spricht dieses für einen höheren Verschleiss. Die Stärke der Trommelbremsbeläge kann über ein Schauloch kontrolliert werden.
Bremsklötze sind stets achsweise zu wechseln. Sind diese nur einseitig abgenutzt, sollten die anderen Teile des Bremssystems überprüft werden. In diesem Fall ist es sehr wahrscheinlich, dass der Rahmen, die Bolzen, der Bremssattel oder die Kolben festsitzen.
Läuft die Scheibenbremse nicht mehr rund? Verfügt diese über Riefen oder Risse? Dann muss diese erneuert werden. Das gilt auch für Scheibenbremsen, die über einen hohen Seitenschlag verfügen.
Wird die minimal zulässige Scheibenstärke erreicht, ist ein Austausch sofort vorzunehmen. Die drehende Bremsscheibe darf keine Unwucht aufweisen. Beim Bremsen-Service werden aber nicht nur neue Bremsen (neue Bremsscheiben und neue Bremsbeläge) montiert; auch die umliegenden Bauteile werden geschmiert und gereinigt.
Blütenstaub, Bremsstaub oder sonstige Verunreinigungen lassen die Bremsen quietschen. Wenn das Fahrzeug über einen längeren Zeitraum steht, setzen die Bremsscheiben Rost an. Gegen diese quietschenden Bremsen und den oberflächlichen Rost hilft oftmals ein behutsames Freibremsen. Achtung: Ist die Bremsscheibe stärker verrostet, muss der Rost vor dem Bremsvorgang entfernt werden. Minderwertige Bremsbeläge oder fehlende Kupferpaste bei der Montage können ebenfalls zu unschönen Geräuschentwicklungen führen, das gilt auch für verglaste Bremsscheiben bzw. Bremsbeläge. Durch eine massive Überhitzung der Bremsanlage wird der Reibwert soweit gesenkt, dass die Bremsleistung drastisch reduziert wird. Wir empfehlen bei quietschenden Bremsen unbedingt eine Fachwerkstatt aufzusuchen: Mithilfe unserer Werkstattsuche findest du bequem die passende Kfz-Werkstatt in deiner Nähe.
Elektroautos bieten einen großen Vorteil. Während beim Bremsvorgang eines Autos mit herkömmlichen Verbrennungsmotor die Bewegungsenergie in Wärme umgewandelt wird, kann diese kinetische Energie bei einem Elektrofahrzeug in elektrische Energie umgewandelt werden. Der Elektromotor wird hier, ganz ähnlich wie bei einem Dynamo am Fahrrad, das Fahrzeug verzögern und der Strom kann in der Batterie gespeichert werden. Auch zahlreiche Plug-In Hybride und Mild-Hybride nutzen die Möglichkeit, durch die sogenannte Rekuperation den Verbrauch zu senken und die Reichweite zu erhöhen.
Bei einigen Elektrofahrzeugen stellt sich sogar das One-Pedal-Drive Gefühl ein. Hierbei kann das Fahrzeug mit nur einem Pedal beschleunigt und verzögert werden. Elektrofahrzeuge können also teilweise mit Hilfe des Motors bis zum Stillstand abgebremst werden. Das ist gut für die Umwelt, allerdings schlecht für die Bremsanlage, die aus Sicherheitsgründen verbaut wird. Wird diese nur selten genutzt, wird diese verrosten und sich festsetzen. Das sind die Nachteile des elektrischen Bremsen. Spätestens bei der Hauptuntersuchung sind mangelhafte Bremsleistungen gravierend. Deshalb empfehlen wir, zwischendurch auch mit Elektrofahrzeugen, Plug-in Hybriden und Fahrzeugen mit Mild-Hybrid Antrieb ordentlich „in die Eisen zu gehen“.
Bei einer hohen Beanspruchung der Bremsanlage werden gelochte, geschlitzte und/oder innenbelüftete Bremsscheiben eingesetzt. Die Luftkanäle sorgen für eine Ventilatorwirkung. Dadurch erreicht man eine bessere Kühlwirkung. Durch die Löcher oder Schlitze wird bei nassen Bremsscheiben eine schnellere Wasserverdrängung erzielt. Gelochte Bremsscheiben sprechen gleichmäßiger an, die Gefahr des Fadings wird reduziert und das Gewicht wird reduziert. Achtung: Auch im Bereich der Bremsen sind viele minderwertige Plagiate von Premiumprodukten im Umlauf. Wer günstige Bremsen-Sets im Internet bestellt, spielt mit der Gefahr, Fälschungen zu bekommen. Und: Die Fälscher gehen immer dreister vor – und dabei ist es egal, ob es sich um Bremsscheiben für einen Audi, einen Porsche oder einen VW Golf handelt.
Zum einen ist die Flüssigkeit hochgradig giftig und wirkt wie ein Lösemittel. Zudem verfügt sie über einen hohen Siedepunkt, eine gleichbleibende Viskosität und zeigt sich chemisch neutral gegenüber Metall und Gummi. Die Bremsanlage selbst ist ein geschlossener Kreislauf, die Bremsflüssigkeit muss den Druck vom Hauptbremszylinder an die Radbremszylinder übertragen. Fehlt Flüssigkeit, sind entweder die Bremsbeläge oder Scheibenbremsen verschlissen oder das System ist beschädigt. Bei einem undichten Radbremszylinder könnte z.B. Bremsflüssigkeit verloren gehen, die Bremskraft wird reduziert. Fehlt im eigenen Fahrzeug Bremsflüssigkeit, sollte unmittelbar eine Werkstatt aufgesucht werden, wir empfehlen einen sofortigen Bremsen-Service – den ihr natürlich über die DRIVEMOTIVE Werkstattsuche finden könnt.
Die Bremsflüssigkeiten müssen nach Herstellervorgaben gewechselt werden. Dabei dürfen nur vorgeschriebene Flüssigkeiten verwendet werden. Abgelassene Flüssigkeit darf nicht mehr verwendet werden, diese Flüssigkeit muss ordnungsgemäß entsorgt oder wiederaufbereitet werden.
Zum Bremssystem gehören neben den Belägen und den Scheiben auch der Bremskraftverstärker, die Bremsleitung, die Hauptbremszylinder und die Kolben der Radbremszylinder.
Durch eine degressive Bremsung verzögert man das Fahrzeug sanft bis zum Stillstand. In dem Fall wird zunächst stärker gebremst und zum Ende der Bremsung wird der Bremsdruck gleichmäßig reduziert. Dadurch wird ein ruckfreies Anhalten ermöglicht. Bei einer Vollbremsung muss mit der vollen Kraft auf das Bremspedal getreten werden. Hier darf man sich durch das Pulsieren des ABS-Systems nicht aus der Ruhe bringen lassen. Die Bremskraft sollte aufrecht erhalten werden, bis das Fahrzeug zum Stillstand gekommen ist. Während der Vollbremsung sollte man auskuppeln. Zur Bremsung nutzt man den rechten Fuß. Wer stets bremsbereit ist, der reduziert nicht nur die Reaktionszeit, sondern unterm Strich auch den Anhalteweg.
Wird das Bremssystem nur wenig in Anspruch genommen, können sich Bremskolben, Bremssättel, Bremsbacken oder andere Bauteile „festsetzen“. Dieses führt in der Regel zu einseitig abgelaufenen Bremsbelägen.
Das Nachlassen der Bremswirkung durch Überhitzung nennt man Fading. Bei einer Dauerbremsung entstehen hohe Temperaturen, die Reibungszahl des Belags nimmt ab und der Bremsweg verlängert sich.
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